Durch die Schlick ins Stubai

„Das Hochthal des Schlickerbaches wird ndl. vom Ampferstein, w. von den zerrissenen Felsgipfeln der Kalkkögeln u. Schlickerwand umschlossen. Diese wilden Felszacken ragen aus weitgedehnten Schuttkare hervor.“ Grammatikalisch nicht ganz korrekt, inhaltlich aber zutreffend beschreibt A. Waltenbergers „Specialführer Stubai, Oetzthaler- & Ortlergruppe“ (1894) die Schlicker Alm (1643 m), die seit Jahrhunderten bewirtschaftete „Schlick“ auf der Südostseite der Kalkkögel. Heute findet man dort einen gemütlichen Berggasthof. Nach wie vor wird jeden Sommer Vieh auf die Hochweiden getrieben, immer noch in alter Tradition Butter und Käse hergestellt. Die Schlicker Alm gehört zur Gemeinde Telfes – die Seilbahn ins Skigebiet Schlick 2000 startet allerdings im Nachbarort Fulpmes. Sie führt über die Mittelstation Froneben auf den Latschenkamm des Kreuzjochs (2210 m), der nach Westen über den Wetzsteinschrofen (2235 m) und das Sennjoch (2225 m) zum Niederen Burgstall (2436 m) aufschließt.

Bergsegen am Burgstall

Auf der Südseite dieses Gipfels schürfte man vom 16. bis ins 18. Jahrhundert nach Eisenerz, auch die weiter unten gelegene „Goldsutta“ erinnert an kurzzeitigen Bergsegen. Der Bergbau war die Grundlage für die Metallindustrie, die Fulpmes berühmt machte. Bei der Knappenhütte (1830 m) versuchte man noch um 1920, Magnesit und Eisenglanz aus dem Berg zu holen – allerdings mit wenig Erfolg. Golden sind diese steilen Abhänge jedoch bis heute – zumindest im Herbst, wenn sich die Lärchen der „Mähder“ färben. Unterhalb der Galtalm (1634 m) und der Kaserstattalm (1890 m) befinden sich steile Hänge mit lichten, seit Jahrhunderten sorgsam gepflegten Lärchenbeständen. Eine einzigartige Landschaft, die nun von neuen Liften und Skipisten zerschnitten werden soll: Der „Seilbahn-Brückenschlag“ über die Kalkkögel soll auch direkt von Neustift aus erreichbar sein.

Oben hat man zwischen den Liftstationen einen aussichtsreichen Pflanzenlehrpfad und einen Übungsklettersteig angelegt; ein schön angelegter Naturlehrweg schlängelt sich zwischen knorrigen Zirben und (fast) abseits der Skipisten am Fuß der Kalkkögel hinunter zur Schlicker Alm. Von der Bergstation der Kreuzjochbahn führt ein kurzer Panoramaweg über die Krinnenköpfe zur Aussichtsplattform StubaiBlick (2139 m) – ein sehr lohnender Abstecher, denn schöner sieht man die Stubaier Seite der Kalkkögel nirgends. Dort stehen sie nun wieder in all ihrer Pracht, die „Dolomitengipfel“ mit ihren hohen Wandabstürzen. Tief unten erblickt man die Wiesen der Schlicker Alm, direkt gegenüber befindet sich die Hochtennscharte, die Senke zwischen der Hochtennspitze (2549 m) und dem faszinierenden Turmlabyrinth der Schlicker Zinnen (2578 m). Genau dorthin zielt die geplante „Brückenschlag-Seilbahn“ – hoch über dem Almboden, mitten ins Herz der Kalkkögel.

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