Wirtschaftliches Himmelfahrtskommando:

Erschließung Schlick 2000 – Axamer Lizum – Mutterer Alm

Touristiker, Lokal-, Stadt- und Landespolitiker setzen weiterhin auf das Zugpferd „Großraum-Skigebiet“ und „Pistenkilometer“. Mit der Verbindungsbahn zwischen Axamer Lizum – Schlick 2000 – Mutterer Almbahn sollen die drei Gebiete mit anderen Großraum-Skigebieten konkurrieren können und für Nächtigungs- und Tagesgäste interessanter werden. Dies – so erhoffen es sich die Touristiker – soll leer stehende Betten füllen und das Loch stopfen, das durch sinkende Nächtigungspreise entstanden ist.

Die Realität

Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Der Skitourismus hat in Europa schon seit einigen Jahren seinen Zenit überschritten, das belegen Umfragen und namhafte Studien. Die Gründe dafür sind vielschichtig:

  • demographischer Wandel (Überalterung der Bevölkerung),
  • Wirtschaftskrisen,
  • sinkendes Interesse der Kinder- und Jugendlichen am alpinen Skilauf,
  • hohe Lift- und Ausrüstungspreise verbunden mit einem sinkenden Urlaubsbudget,
  • Konkurrenz im eigenen Land und im eigenen Tal (austauschbare Tourismusregionen),
  • Klimaerwärmung (gesteigertes Interesse für andere Freizeitaktivitäten),
  • Konkurrenz durch billigere Fernreiseangebote,
  • Wiederentdeckung der unberührten Natur als Erholungsraum sowie ein langfristiger Trendwechsel hin zu Outdoor- und Abenteuersportarten (Skitouren, Wandern, Klettern, Mountainbiken usw.),
  • Immer kürzere Aufenthaltsdauer (ca. 3,6 Tage)

Zudem hat es der Tourismus – insbesondere im Stubaital und in der Umgebung von Innsbruck – in den letzten Jahren und Jahrzehnten versäumt, langfristige Strategien zu entwickeln, um dem drohenden Umsatzverlust zu entgehen. Derzeit fehlen attraktive Angebote, vor allem für den Sommer und hier im alpintouristischen Bereich (Wandern, Bergsteigen, Klettern, Mountainbiken, usw.), die den drohenden Umsatzverlust wettmachen können.

Gleichwohl hat der Tourismusverband Stubai dieses Defizit erkannt und setzt nach eigenen Worten in Zukunft vermehrt auf Werte wie „Bewegung, naturnaher Lebensraum, Naturverbundenheit, Tradition“ – also eine klare Absage an die Erschließungspläne der Befürworter des „Brückenschlags“!

 

Die “grischconsulta-Studie”

Das Unternehmens- und Tourismusberatungsbüro grischconsulta (mit Sitz im schweizerischen Chur) hat in den Jahren 2013 und 2014 eine „Studie“ bezüglich der „Investitionsstrategie und Masterplan Bergbahnen Innsbruck“ durchgeführt – im Auftrag des Tourismusverbandes Innsbruck und unter Beteiligung des Landes Tirol, der Stadt Innsbruck und des Planungsverbandes Innsbruck und Umgebung. Die Ergebnisse dieser Studie – ohne Hinweis auf die rechtliche Situation – liegen seit Ende April 2014 vor. Und sie werfen aufgrund divergierender Darstellungen, Behauptungen und Prognostizierungen seitens der VertreterInnen des „ARGE Brückenschlags“ eine Vielzahl von Fragen und Ungereimtheiten auf, die im Folgenden erläutert werden.

Als ein wesentlicher Punkt in der gesamten Diskussion erscheint auch die Zukunft der umliegenden Skigebiete im Großraum Innsbruck (Serlesbahnen, Patscherkofel, Glungezerbahn, Rangger Köpfl, Seegrube-Hafelekar, Elferlifte, Bergeralm), deren Verbleib bzw. Weiterbestand ebenfalls zu diskutieren ist, da die „Studie“ von grischconsulta von völlig anderen Rahmenbedingungen ausgeht, die aber mit den tatsächlichen Zukunftsplänen einzelner Schigebiete, welche gegen die vorgeschlagene Ausrichtung von grischconsulta sind, nicht konform gehen.

Da es sich bei den geplanten Großinvestitionen um vordringlich öffentliche Gelder (z.B. Förderungen über die Tourismusverbände) handelt, besteht aus der Sicht der Plattform „Rettet die Kalkkögel“ die Notwendigkeit und Verpflichtung, die Tiroler Bevölkerung über wirtschaftliche Erfolge oder Misserfolge, wirtschaftliche Zukunftsszenarien, wirtschaftliche Problemfelder, usw. aufzuklären und zu informieren. Es soll an dieser Stelle betont werden, dass alle Angaben und Fakten auf Basis der „Studie“ von grischconsulta basieren und von der Plattform „Rettet die Kalkkögel“ keine anderen Zahlen erhoben wurden.

 

Verbindung Schlick 2000 – Axamer Lizum: Schaffung eines Großraumschigebietes?

Um eine positive Stimmung für die Realisierung der Erschließung über das Ruhegebiet Kalkkögel zu erzeugen, wird von der „ARGE Brückenschlag“ als auch von grischconsulta über die Schaffung eines Großraumskigebietes gesprochen. Großraumskigebiete zeichnen sich nicht nur durch eine große Anzahl von Seilbahnen und Liften aus, sie werben vor allem mit ihren Pistenkilometern. Es ist bekannt, dass ein wettbewerbsfähiges Skigebiet bei mindestens 100 Pistenkilometer beginnt. Mit 79 Pistenkilometern wäre man selbst bei einer Verbindung der drei Skigebiete weit von einem Großraumskigebiet entfernt und würde sich auch in Zukunft weit hinten einreihen müssen.

Größenranking nach Pistenkilometer nur in Österreich

  1. SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental: 91 Lifte, 279 km
  2. St. Anton a. A./St. Christoph/Stuben: 82 Lifte, 260 km
  3. Silvretta Arena Ischgl-Samnaun: 43 Lifte, 238 km
  4. Serfaus-Fiss-Ladis: 39 Lifte, 212 km
  5. Kitzbühel: 45 Lifte, 202 km
  6. Skizirkus Saalbach-Hinterglemm: 55 Lifte, 200 km
  7. Lech-Zürs-Warth-Schröcken: 49 Lifte, 176 km
  8. Zillertal Arena: 56 Lifte, 169 km
  9. Hochfügen-Kaltenbach: 35 Lifte, 155 km
  10. Silvretta-Montafon: 30 Lifte, 155 km
  11. Dachstein West: 52 Lifte, 152 km
  12. Hochkönigs Winterreich: 39 Lifte, 150 km
  13. Ski Zillertal 3000: 46 Lifte, 146 km
  14. Ski-Juwel Alpbach/Wildschönau: 49 Lifte, 145 km
  15. Sölden: 34 Lifte, 141 km
  16. Planai-Hochwurzen: 34 Lifte, 123 km
  17. Flachau snow space: 42 Lifte, 111 km
  18. Obergurgl-Hochgurgl: 23, 110 km
  19. Stubaier Gletscher: 21 Lifte, 110 km
  20. Nassfeld: 30 Lifte, 101 km
  21. Bad Kleinkirchheim: 26 Lifte, 95 km
  22. Obertauern: 26 Lifte, 95 km
  23. Mellau-Damüls: 17 Lifte, 90 km

Großraumskigebiete im Alpenraum

Frankreich: Chamonix-Mont Blanc(160 km), Grand Massif (260 km), La Plagne (200 km), Le Contamines (> 200 km), Le Deux Alpes (> 200 km), Trois Vallées (600 km), …
Italien: Bormio (100 km), Cervinia (146 km), Kronplatz (105 km), Fassatal (147 km), Sestriere (400 km), Cortina d‘ Ampezzo (115 km), Grödnertal (500 km), …

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Skigebiete_in_%C3%96sterreich und www.skiurlaub.info)

Daraus ergibt sich, dass selbst bei einer Verbindung der Skigebiete Schlick 2000 – Axamer Lizum – Mutterer Almbahn, diese im Wettbewerb von „Großraumskigebieten“ weder in Österreich und schon gar nicht im Zentralalpenraum mithalten könnten. Selbst grischconsulta kommt zum Ergebnis, dass Innsbruck und seine Feriendörfer nicht als klassische Skidestination für Aufenthaltsgäste bezeichnet werden kann. Dazu fehlen u.a. ein großes Skigebiet sowie die entsprechende Anzahl (ski-)touristischer Betten.

 

Jährlicher Abgang – ein Fass ohne Boden

Die Erstinvestionen für die Seilbahnprojekte Neustift – Sennjoch, Kreuzjoch – Hoadl und Axamer Lizum – Mutterer Almbahn belaufen sich auf insgesamt 64 Millionen Euro. Allein die geplante 3-S-Bahn über das Ruhegebiet Kalkkögel würde 28 Millionen Euro verschlingen. Zusätzlich sind zu den Verbindungsprojekten in den kommenden 10 Jahren Großinvestitionen von insgesamt 54 Millionen Euro in die bestehenden drei Schigebiete notwendig (grischconsulta 2014, S. 35). Die Gesamtinvestitionen belaufen sich damit auf 118 Millionen Euro. Der Kauf der Patscherkofelbahn im Jahre 2014 von 10,7 Millionen Euro durch die Stadt Innsbruck ist in diese Kosten gar nicht miteingerechnet. Laut grischconsulta soll diese geplante Finanzierung unter der Beteiligung der öffentlichen Hand erfolgen. Erst dann könnte das „Großraumskigebiet“ von Privaten selbsttragend betrieben werden.

Dies würde aber bedeuten, dass dennoch mit einem jährlichen Defizit von 700.000 Euro zu kalkulieren ist. Ebenso unter den Tisch gekehrt wird die Tatsache, dass das derzeit jährliche Defizit von 800.000 Euro der Mutterer Almbahn selbst bei einem Zusammenschluss der drei Skigebiete nicht reduziert werden kann (grischconsulta 2014, S. 36).

Diese Kalkulation beruht aber auf Annahmen und Berechnungen, indem der Glungezer und Patscherkofel nur noch als naturnaher Ausflugsberg und das Rangger Köpfl als kleines Familienskigebiet mit erstklassiger Rodelbahn positioniert und mit viel Ehrenamtlichkeit geführt wird. Die Auswirkungen auf das Skigebiet Seegrube-Hafelekar (= Nordpark), auf die Serlesbahnen, die Elferlifte und die Bergeralm wurden gar nicht erhoben. Da aber für den Patscherkofel, das Rangger Köpfl und die Serlesbahnen in der Realität ganz andere (Ausbau-)Pläne vorliegen und diese Unternehmen aktuell kein Interesse an einer Einschränkung ihres Schibetriebes bekunden, würde mit ziemlicher Sicherheit der Abgang von jährlichen 700.000 Euro nicht halten und mit dem stattfindenden Kannibalisierungseffekt ein wirtschaftliches Desaster auf den Großraum Innsbruck zukommen.

 

Stimmt der Businessplan für „zwei Stützen, die die Welt retten“?

Der Aussagegehalt eines Businessplans für ein Unternehmen steht und fällt mit der Genauigkeit und Treffsicherheit der zugrundeliegenden Annahmen. Grischconsulta bezieht sich in seiner Studie darauf, die Projektkosten nicht selbst verifiziert, sondern nur von den Bergbahnunternehmen übernommen zu haben. Jeder Häuslbauer weiß, dass geringfügige Änderungen in seinem Bauvorhaben erhebliche Auswirkungen auf Kosten und Finanzierung haben können und wird mit entsprechender Vorsicht seinen Planungen vornehmen.

Noch ist der Öffentlichkeit keine detaillierte Projektplanung präsentiert worden – und mit Ausnahme eines Hinweises auf „zwei Stützen“ und Übersichtsskizzen sind die Betreiber auch jede Visualisierung schuldig geblieben. Offen bleibt, ob es diese detaillierten Baupläne noch nicht gibt oder ob andere Gründe gegen eine Veröffentlichung sprechen.

Unabhängig von der fragwürdigen Außerachtlassung der rechtlichen Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, inwiefern das favorisierte Projekt von der Kostenseite als realistisch betrachtet werden kann. Auch die Auswirkungen auf wirtschaftlicher Seite wären fatal, erfordert doch eine Abweichung von 10 Millionen Euro bereits eine zusätzliche jährliche Zuwendung von mindestens 400.000 Euro – unter Annahme einer maximalen Abschreibungsdauer von 25 Jahren.

Dass es beim „Brückenschlag“ um eine Entscheidung Wirtschaft versus Naturschutz geht, wie dies seitens Projektbetreiber und auch Politik in der Öffentlichkeit verkürzt dargestellt wird, lässt sich auch aufgrund der Ergebnisse der Studie kaum argumentieren, ganz abgesehen von den auf dieser Seite dargestellten zusätzlichen Risikoszenarien. Da aus wettbewerbsrechtlichen Gründen der Erhalt eines unrentablen Betriebes nur möglich ist, wenn sich dieser zu 100 % in öffentlicher Hand befindet (grischconsulta 2014, S. 10) sollte ein privater Betreiber mittels Dienstleistungskonzession beauftragt werden. Dies ist auch für die „große Lösung“ vorgesehen, verkürzt dargestellt für die „zwei Stützen, die die Welt retten“. Das unternehmerische Risiko ist gleich Null – vielleicht braucht’s deshalb auch keinen detaillierten „Businessplan“?

 

Ausbaupläne für Patscherkofel, Rangger Köpfl und Serlesbahn

Das Ergebnis der grischconsulta-Studie für die Erschließung des Ruhegebietes Kalkkögel und die Zustimmung durch die Tiroler Landespolitik (Beschluss ÖVP-Landesparteivorstand, 09.07.2014, Beschluss FPÖ, 27.08.2014, Beschluss Vorwärts-Tirol, 03.09.2014), dürfte die Betreiber der Skigebiete von Patscherkofel, Rangger Köpfl und Serlesbahn vielmehr motiviert haben, anstatt den Skibetrieb zukünftig zu reduzieren (grischconsulta 2014, S. 26), ganz aktiv über konkrete Ausbaupläne nachzudenken.

Patscherkofel (Innsbruck/Igls)

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Im Jahre 2014 hat die Stadt Innsbruck vom ehemaligen Betreiber Schröcksnadel den Patscherkofel samt Anlagen um 10,7 Millionen Euro zurückgekauft. Laut grischconsulta sollte der Paterschkofel in Zukunft seinen Fokus auf den Sommer legen und den Winter stark einschränken.

Konkret heißt es, „dass für den Raum Patscherkofel-Glungezer der Skibetrieb für Könner mittelfristig reduziert und auf einen sanfteren naturnahen Bergtourismus (slow tourism) ausgerichtet werden soll“ (grischconsulta 2014, S. 26).

Genau das Gegenteil ist der Fall, denn nun wurden zahlreiche Ideen bekannt, die zu einer zukünftigen Winterbelebung und damit zu einer Stärkung des Skibetriebes des Berges führen sollen. Der Panoramalift sollte Schutzhauben bekommen und der Gipfellift, der bereits vor einigen Jahren abgetragen wurde, sollte wieder neu errichtet werden. Es wird auch laufend davon gesprochen, die alte Pendelbahn durch eine neue und moderne Seilbahn zu ersetzen. Konkrete Zahlen liegen bis dato noch nicht vor, doch ist davon auszugehen, dass bei einer Realisierung der angedachten Projekte eine Summe in Millionenhöhe nötig wäre. Hinzu kommt, dass die Stadt Innsbruck einem zukünftigen eingeschränkten Skibetrieb eine Absage erteilt hat (Kurier, 23.04.2014, ORF-Online, 03.08.2014).

Rangger Köpfl (Oberperfuss)

Dem Rangger Köpfl rät grischconsulta, sich zukünftig nur mehr als kleines Familienskigebiet mit einer erstklassigen Rodelbahn zu positionieren. Doch die Ausbaupläne am Rangger Köpfl tragen diesem Ansinnen keinesfalls Rechnung, denn um ca. 4,5 Millionen Euro ist eine neue 8-Gondelbahn (Ersatz für Schlepplift) geplant (Tiroler Tageszeitung, 12.04.2014 und 18.08.2014).

Serlesbahnen (Mieders/Stubaital)

Die Serlesbahnen wollen in den nächsten Jahren stark in die Infrastruktur investieren und planen einen Speicherteich samt Leitungen und Anschlüsse. Zur Attraktivitätssteigerung ist noch zusätzlich ein Pistenneubau zwischen Koppeneck und Hocheben vorgesehen. Die Gesamtsumme würde sich auf knapp 1,5 Millionen Euro belaufen (Bezirksblätter, 14.03.2012 und 22.10.2012).

Skifahrerzahlen1986_2014

Angesichts der Tatsache, dass die Skifahrerzahlen generell seit Jahren rückläufig sind (siehe Beispiel Skifahrerentwicklungen Deutschland), hingegen der Skitourensport, das Schneeschuhwandern, das Rodeln, das Winterwandern, usw. stetig steigt, sind derartige hehre Erschließungsvorhaben im Großraum Innsbruck nicht mehr nachvollziehbar und würden bei einer Realisierung des Zusammenschlusses zwischen Schlick 2000 – Axamer Lizum – Mutterer Almbahn eine noch größere Konkurrenz und eine ungeahnte Kannibalisierung schaffen. Dies kann durch die Aussage von grischconsulta damit untermauert werden, indem davon auszugehen ist, dass bei einer großen Verbindung die anderen Bergbahnen rund um Innsbruck zwischen 10.000 und 30.000 Ersteintritte verlieren würden (grischconsulta, S. 36). Davon wäre dann aber nicht nur der Patscherkofel, die Serlesbahn und das Rangger Köpfl betroffen, sondern hinzu kämen mit Sicherheit noch die Skigebiete Seegrube-Hafelekar, Elferlifte, Glungezer und zuletzt auch die Berger Alm in Steinach a. Brenner. Die Beantwortung dieses realen Szenarios blieben grischconsulta als auch die „ARGE Brückenschlag“ bisher schuldig.

Preiserhöhungen sind unausweichlich

Von den Betreibern des „ARGE Brückenschlags“ wird laufend beteuert, dass sich die Kartenpreise für SkifahrerInnen auch nach dem Zusammenschluss der drei Skigebiete Schlick 2000 – Axamer Lizum – Mutterer Almbahn nicht wesentlich ändern würden und das Skifahren auch zukünftig preisgünstig möglich ist (Tiroler Tageszeitung, 16.08.2014). In gleicher Weiser wird auch gebetsmühlenartig betont, dass die Freizeitticketinhaber ihre Berechtigung nicht verlieren werden.

Die „Studie“ von grischconsulta sagt bei genauerer Recherche jedoch etwas anderes:

„Es wird eine einheitliche Preispolitik der Bergbahnen inkl. dem Stubaier Gletscher empfohlen, damit das Preisniveau generell angehoben werden kann“. Außerdem wird von grischconsulta vorgeschlagen, dass der „ … immer noch vorherrschende interne Konkurrenz- und Preiskampf damit beendet werden würde. Die Bergbahnen könnten ihre Leistungen wieder verkaufen statt sie halb zu verschenken. Die Bergbahnen Innsbrucks sollen in Zukunft als kompakte und starke Einheit auftreten und ihr Angebot aus einer Hand verkaufen“.

Kartenpreise werden steigen – und das Freizeitticket wird nicht zu halten sein

Die Erhebung seitens grischconsulta hat ergeben, dass die einheimische Bevölkerung mit 70 % das mit Abstand größte Gästesegment ausmacht. Deren relativ tiefer Ertrag pro Ersteintritt durch Kartenverbünde (z.B. Freizeitticket) lässt sich nur sehr beschränkt oder gar nicht steigern. Es wurde zwar mit der erfolgreichen Einführung des Freizeittickets für die einheimische Bevölkerung ein äußerst attraktives Angebot geschaffen, das den Bergbahnen um Innsbruck zwar die mengenmäßige Nachfrage sichert, gleichzeitig ist damit aber ein starker Preiskampf mit den umliegenden Skigebieten in Gang gesetzt worden und hat dadurch betriebswirtschaftlich deutlich zu tiefe Erträge pro Ersteintritt generiert (grischconsulta 2014, S. 23). Dieser Aussage ist wohl deutlich zu entnehmen, dass bei einer Realisierung der Zusammenschlüsse „Schlick 2000 – Axamer Lizum – Mutterer Almbahn“ mit den Freizeitticketerlösen keinesfalls die gewünschten Erträge zu erzielen sein werden und die Kartenpreise unweigerlich angehoben werden müssen. Diese Annahme wird insofern bekräftigt, indem Stubaier Touristiker als auch der Tourismusverband Stubai ein einheitliches Skiticket mit dem Stubaier Gletscher anstreben bzw. die Preise im Stubaital durch ein verstärktes touristisches Angebot anheben wollen (Plattform Tourismus Neustift, TVB-Obmann S. Rettenbacher, 10.05.2013).

 

Gondeln oder Skifahren?

Ein Punkt, der gerne von den Betreibern des „ARGE Brückenschlags“ verschwiegen wird, ist die mangelnde skifahrerische Attraktivität – trotz der Verbindung dreier Skigebiete. Um diese zu erreichen, wäre man gezwungen, eine Vielzahl von Kilometern mittels Gondeln und Seilbahnen zurückzulegen. So etwa müsste man bei einem Einstieg in Mutters/Mutterer Almbahn, um schlussendlich bis in das Schigebiet Schlick 2000 zu gelangen, mindestens 5 Mal umsteigen (einzige Ausnahme wäre eine sehr kurze Abfahrt über einen Skiweg von der Birgitz Alm bis in die Axamer Lizum; sofern überhaupt rechtlich realisierbar – siehe rechtliche Fakten). Ob das zu einer Attraktivitätssteigerung führen würde sei dahingestellt.

 

Zusammenschluss Mutterer Almbahn – Axamer Lizum

Der geplante Zusammenschluss zwischen der Mutterer Almbahn und der Axamer Lizum findet in der gesamten Diskussion um die Kalkkögel sehr wenig Beachtung, obwohl auch diese Erschließungsvariante äußerst kritisch zu betrachten ist und die Kosten mit 17 Millionen Euro exorbitant hoch sind. Selbst bei einem Zusammenschluss aller drei Schigebiete (Mutterer Almbahn – Axamer Lizum – Schlick 2000) kann der jährliche Verlust der Mutterer Almbahn von 800.000 Euro nicht reduziert werden (grischconsulta, S. 36). Dies mag wohl damit zusammenhängen, dass eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die geplante Trassenführung nicht kennt und davon ausgeht, dass ausschließlich zwischen der Bergstation Pfriemesköpfl und dem Birgitzköpflhaus eine Liftverbindung entstehen soll. Dieser Irrglaube besteht nach wie vor in der Bevölkerung, entspricht aber nicht den Tatsachen. Vorgesehen ist eine 10er-Gondelbahn vom Pfriemesköpfl bis zum beliebten Gipfel des Birgitzköpfl. Getrennt davon soll ebenfalls von der Axamer Lizum eine 10er-Gondelbahn zum Birgitzköpfl geführt werden. Eine direkte Anbindung an das Birgitzköpflhaus ist nicht vorgesehen. Um zum Schutzhaus zu gelangen, müsste zukünftig vom Birgitzköpfl in die Götzner Grube über einen Skiweg abgefahren werden und anschließend mit dem bestehenden Schlepplift eine Auffahrt zum Schutzhaus erfolgen. Vom Birgitzköpfl ist eine Skipiste über die weitläufigen Hänge bis zur Birgitz Alm vorgesehen und in weiterer Folge soll ein Skiweg von der Birgitz Alm entlang des Sommerweges (Butter-Bründl-Steig) in die Axamer Lizum errichtet werden.

 

Fazit

Nachdem sich der Tourismus seit Jahren wandelt und nur mehr ein reiner Verdrängungswettbewerb stattfindet und die Skifahrerzahlen stetig zurückgehen (siehe Entwicklung in Deutschland von 1986 – 2014), ist das Festhalten an uralten Tourismusstrategien nicht mehr verantwortbar. Darüber hinaus wurde die Erschließung über das Ruhegebiet Kalkkögel bereits im Jahre 1985 von den damals handelnden Personen im Stubaital mit den gleichen Argumenten wie 2014 eingefordert:  Es benötigt Perspektiven für den Tourismus, keine Zukunft für den Tourismus ohne Zusammenschluss, Perspektiven für die nachfolgenden Generationen, usw. Faktum ist, dass das Stubaital in den letzten Jahrzehnten übergebührend in den Bettenausbau investiert hat, was sich jetzt durch die geänderten touristischen Rahmenbedingungen (Verdrängungswettbewerb, austauschbarer Wintertourismus, keine Spezialisierung, fehlendes Interesse am alpinen Skisport (Kinder- und Jugendliche), starkes Wachstum im Bereich sanfter Wintersport (Skitouren, Schneeschuhwandern, usw.), steigende Arbeitslosigkeit, fehlendes Wirtschaftswachstum, usw. rächt. Wie schnell sich auch die Rahmenbedingungen ändern zeigt nun auch der russische Markt. Galt dieser in den letzten Jahren als die Zukunftshoffnung, bricht dieser nach wenigen Jahren bereits wieder weg (ORF-Online, 11.08.2014). Hier sind viele Eigenfehler passiert, für die jetzt die öffentliche Hand und das Ruhegebiet Kalkkögel geradestehen muss. Jedenfalls ist es mehr als zweifelhaft, dass die vom ARGE Brückenschlag und von grischconsulta dargestellten Zahlen einer kritischen Betrachtungsweise standhalten, weil die in der „Studie“ dargestellten Rahmenbedingungen mit den realen Planungen und Forderungen nicht zusammenpassen.

Fakt ist aber auch, dass die Tourismuszahlen im Stubaital seit 1981 von 722.433 Übernachtungen auf 1.084,349 (davon 825.000 im Winter) im Jahre 2013 gestiegen sind; also von einer dramatischen Negativspirale, wie sie der Bevölkerung von den Stubaier Touristikern laufend suggeriert wird, ist man weit entfernt. Interessant ist aber in diesem Zusammenhang die sehr starke Winterlastigkeit von mittlerweile 76 %. Angesichts dieser Tatsache wäre es wohl mehr als zielführend und würde Weitsicht bedeuten, zukünftig verstärkt in den wachsenden sanften Winter-, Sommer- u. Herbsttourismus zu investieren und gerade hierfür ist eine intakte Landschaft von unschätzbarem Wert. Für eine derartige touristische Entwicklung wäre der Naturpark Stubaier Alpen geradezu prädestiniert. Doch die „ARGE Brückenschlag“ blockiert sich seit Jahren selbst, indem sie an einem Projekt festhält, das rechtlich nicht umsetzbar ist und wirtschaftlich ein Himmelfahrtskommando darstellt.