Dr. Andreas Ermacora
Präsident des Österreichischen Alpenvereins
“Nur zwei Stützen und ein Seil; keine Pisten und keine Straßen; der Eingriff ist minimal; springt endlich über euren Schatten und verschanzt Euch nicht hinter Naturschutz- bestimmungen, die von gestern sind!” Solche und ähnliche Argumente müssen sich jene anhören, die vor einem Ja zum Brückenschlag warnen. Ja, zwei Stützen und ein Seil sind kein Rieseneingriff in die Natur, aber – darum geht es hier schon lange nicht mehr. Es geht um die Glaubwürdigkeit der Umwelt- und Raumordnungspolitik in unserem Land. Ist es für die Tourismuswirtschaft in unserem Land wirklich notwendig, eines von acht bestehenden Ruhegebieten wegen einer Skigebietsverbindung aufzuheben? Dies mit dem Hintergrund, dass rund um Innsbruck defizitäre Skigebiete mit teils veralteten Aufstiegshilfen bestehen, die Liftkarten immer teurer werden und es noch dazu immer weniger Menschen gibt, die den alpinen Skilauf betreiben.
Die Skigebietsverbindung als das Allheilmittel für die Rettung des Wintertourismus im Stubaital und Innsbruck zu bezeichnen, ist falsch und fatal. Die öffentliche Hand wird weiterhin in diese Gebiete investieren müssen, was bedeutet, dass der Steuerzahler wieder einmal zum Handkuss kommt. Die Aufhebung des Ruhegebietes verstößt gegen die Bestimmungen der Alpenkonvention . Diejenigen, die den Brückenschlag forcieren, erwähnen diese rechtliche Unmöglichkeit mit keinem Wort und fordern mit dem Wunsch nach einer Volksbefragung eigentlich zum Rechtsbruch auf. Es ist an der Zeit, endlich einen Schlussstrich zu ziehen und eine klare Entscheidung für die Erhaltung des Ruhegebietes Kalkkögel auszusprechen. Alles andere wäre eine Bankrotterklärung der Umweltpolitik. Umweltschutz bedeutet nicht Verhindern, sondern Investition in die Zukunft unserer Kinder und des Tourismus. Nicht umsonst werben fast alle Urlaubsdestinationen mit berauschenden Bildern von Naturlandschaften. Und genau um den Erhalt einer solchen geht es, auch und insbesondere im Fall der Kalkkögel!