Große Ochsenwand (2700 m) – der Schlicker Klettersteig

Ausgangspunkt: Fulpmes im Stubaital (937 m), Talstation der Kreuzjochbahn (Schlick 2000) oberhalb des Ortes (1028 m). Auffahrt mit der Seilbahn zur Mittelstation Froneben (1351 m; zu Fuß in etwa 1:00 h erreichbar). Man kann auch mit dem Mountainbike über Froneben bis zur Schlicker Alm hinauffahren. Eine weitere Möglichkeit: Mit der Seilbahn bis zur Bergstation, dann Abstieg auf dem Naturlehrweg bis zur Abzweigung des Klettersteigs (ca. 1:00 h)

ÖV: Stubaitalbahn (STB) und Bus (ST) von Innsbruck (www.ivb.at); 15 Minuten Zugang vom Bahnhof bzw. Bushaltestelle zur Seilbahnstation

Tourencharakter: Dieser landschaftlich großartige, lange und schöne Klettersteig überwindet die Südostwand mit einem Höhenunterschied von 700 m (davon 500 m gesichert), er erfordert also gute Kondition und Ausdauer. Die Einstiegspassage (C/D und D) ist am schwierigsten – wer hier überfordert ist, sollte umkehren. Es folgen etwa 400 m im Schwierigkeitsgrad B bis C; einige Passagen sind sehr kraftraubend. Der obere Teil weist steiles Gehgelände mit kurzen gesicherten Stellen (A/B bis C/D) und einigen ungesicherten Kletterstellen (I+) auf. Dieses Gelände wird bei Nässe, Schnee oder Eis besonders gefährlich.Steinschlaggefahr vor allem im untersten Bereich. Beim Abstieg sind ebenfalls gesicherte Passagen zu meistern (Nordgrat-Klettersteig, B – C – auch als eigene Tour interessant).

Gesamte Gehzeit: 7:00 – 8:00 h

Aufstieg: 1350 m

Abstieg: 1350 m

Einkehr: Schlicker Alm, Bruggeralm

Karten: AV-Karte 31 „Innsbruck und Umgebung, KOMPASS Nr. 83 „Stubaital“, 1:50.000

 

Durch die Südostabtürze der Großen Ochsenwand führt ein Klettersteig, der laut Klettersteig-Atlas von Kurt Schall zu den bedeutendsten in Österreich gehört. Die geschickt angelegte und 2014 völlig sanierte Route bietet tatsächlich eine unvergleichlich schöne Berg- und Klettersteigtour – und das inmitten der bizarren Kalkkögel. Mit Hilfe der Kreuzjochbahn erreicht man den Einstieg ganz bequem; der Aufstieg selbst ist sehr abwechslungsreich, gespickt mit spannenden Kletterstellen in steilem Fels und Gehpassagen in grasdurchsetzten Steilflanken. Mit einem Wort: Bei gutem Wetter sind Ferrata-Sternstunden garantiert!

 

Zugang (1:30 h)
Von der Mittelstation der Kreuzjochbahn (1351 m – zu Fuß von Fulpmes ca. 1:00 h) wandern Sie auf der Forststraße (oder auf dem etwas längeren, aber schöneren Scheibenweg) zum Speichersee und weiter zur Schlicker Alm (1643 m) hinauf.

Trotz einiger Liftanlagen ist die Alm ein beliebtes Wanderziel geblieben. Die Milch des Almviehs wird zur Gänze hier zu Butter, Joghurt, Topfen und zum beliebten Schlickeralm-Graukäse verarbeitet. Erst nach der Stärkung sollten Sie nach oben blicken: Geht es nach den Wünschen der Seilbahnplaner, dann würden die Gondeln knapp 500 m über dem Almboden vom Kreuzjoch (Skigebiet Schlick 2000) zum Kamm der Kalkkögel hinüberfahren. Die berühmt-berüchtigten „zwei Liftstützen“ sind direkt neben der Hochtennspitze (2549 m) vorgesehen. Von dort soll der „Seilbahn-Brückenschlag“ den Hoadl im Skigebiet der Axamer Lizum auf der Nordseite der Kalkkögel erreichen.

 

Auf dem Fahrweg (oder rechts auf dem Naturlehrweg) geht’s noch etwa 20 Minuten ins Kar hinauf, bis rechts der beschilderte Zustieg zum Klettersteig abzweigt. Auf diesem Pfad gelangen Sie in 25 Minuten zum Wandfuß der Großen Ochsenwand hinauf. Ein großer roter Punkt im weißen Kreis markiert den Einstieg.

 

Schlicker Klettersteig (3:00 h)
Gleich zu Beginn ist die schwierigste Passage (C/D) zu meistern: eine leicht überhängende Wand, die man schräg durchsteigen muss (Klammern). Danach führen die solide Stahlseil-Sicherung und sparsam gesetzte Griffe/Tritte über eine Verschneidung, abgespeckte Platten (C/D) und einen kurzen Kamin (C) aufwärts. Über weitere Platten (B/C) nach rechts, dann links unter einem Felsdach durch. Durch eine steile Rinne und über einen Felspfeiler (C, Klammern) erreicht man einen Absatz. Links zu einem Köpfl, dann geht’s wieder über eine fast senkrechte Wand und durch einen Spreizkamin (C/D) hinauf. Oben fällt ein seltsamer Felskopf auf – rechts davon steht man auf der grasigen Ostschulter (ca. 2500 m). Auf dieser führt ein Steig in Kehren empor – im steilen Schrofengelände, das volle Konzentration erfordert, und über eine kurze, felsige Steilstufe (A/B). Über die oberen Wiesen steigt man zu einigen Felstürmen hinauf  (ungesicherte Querung, I+). Dahinter noch eine Überraschung: Mit einem großen Spreizschritt (oder einem beherzten Sprung) muss eine Kluft überwunden werden. Zuletzt erklimmt man rechts neben einem Felsturm des Südgrats über eine gesicherte Steilstufe den Gipfel (2700 m), den ein schönes Kreuz mit Christuskopf krönt.

An klaren Tagen gibt’s dort einen herrlichen 360°-Blick zum vergletscherten Hauptkamm der Stubaier Alpen, ins Inntal und bis zur Zugspitze. Der Container unter dem Gipfel und beiden großen Rohre, die in den nahen Steilflanken einbetoniert wurden, dienen der ferngesteuerten Lawinenauslösung. Es handelt sich dabei um Zündrohre des Systems GAZEX, bei dem per Funk ein Propan-Sauerstoff-Gemisch zur Explosion gebracht wird. Damit entsteht eine Stoßwelle, die zuerst einen Über- und dann einen Unterdruck auf die Schneedecke ausübt – so wird Lawinenschnee, der unten das Skigebiet bedroht, künstlich abgesprengt.

 

Abstieg ( 3:00 – 3:30 h)
Nun geht’s über den schmalen Nordgrat zum Nordgipfel und hinunter zu sehr ausgesetzten Schuttbändern, die zu einer Felstufe leiten. Über diese klettert man in eine Scharte hinab (C). Nach einem Wiederaufstieg (B) links (westlich) über einen steilen, ausgesetzten Kamm bzw. in der von Rinnen zerfurchten Flanke (B/C) weiter. Vorbei an bizarren Felstürmen, über Bänder und durch eine steile Wand (Klammern) gelangt man ca. 100 Höhenmeter hinunter in die Scharte zwischen der Großen und der Kleinen Ochsenwand (B/C), die ebenfalls eine steinerne Nadel ziert. Durch die Ostseite der Kleinen Ochsenwand weiter abwärts. Schließlich quert man auf schmalen Felsbändern hinüber zur Alpenklubscharte (2451 m, Wegweiser). Auch diese Passagen sollten nicht unterschätzt werden.
Nun steigen Sie rechts auf dem Gsallersteig zur folgenden Weggabelung ab. Dort nach rechts und in weiten Kehren hinunter in die Roßgrube (1855 m). Dort mündet von links ein weiterer Weg ein. Über den kleinen Wiesenböden, kurz etwas steiler bergab und schräg durch den Waldhang  erreichen Sie das Hochtal der Schlick und damit den Zustiegsweg. Links zur nahen Schlicker Alm und zurück zur Seilbahn-Mittelstation.